Gesundheit

Wann reicht die konservative Orthopädie und wann ist eine Operation nötig?

Konservative Orthopädie
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Für die sogenannten „orthopädischen Volkskrankheiten“, wie Rückenschmerzen, Arthrose, Hüftgelenksbeschwerden, Knieprobleme usw. stehen gute operative Therapien zur Verfügung. Doch selbst Orthopäden raten dazu, es zunächst mit konservativen Behandlungsmethoden zu versuchen. Doch wann reichen diese konservativen Behandlungsmethoden nicht mehr aus? Wann ist eine Operation unabwendbar?

Allein 13 % der Deutschen geben an, täglich an Rückschmerzen zu leiden, 19 % einmal in der Woche. Dies fand das Statista Research Department nach einer Umfrage heraus. Wie also Vorgehen, was tun? Am wichtigsten wäre hier erst einmal natürlich eine ausführliche Anamnese nebst richtiger Diagnose. Denn gerade für die konservative Orthopädie ist die richtige Diagnose entscheidend für den weiteren und vor allem erfolgreichen Therapieverlauf.

Geht es um Verspannungen, Nervenreizungen, Lumbago (Hexenschuss) oder handelt es sich um einen Bandscheibenvorfall? Eine sichere Diagnose ist also unabdingbar. Denn auch bei den häufigsten Erkrankungen der Wirbelsäule sind oft gerade die konservativen Therapien völlig ausreichend und durchaus erfolgversprechend.

Was sind nun diese konservativen Therapien in der Orthopädie überhaupt? Wie können diese aussehen?

Ein wichtiger Teil der konservativen Therapie ist Physiotherapie, etwa um Gelenks- und Wirbelblockierungen oder Verspannungen zu lösen und um die Wirbelsäule zu stabilisieren. Auch Wärme- und Kälteanwendungen können zum Einsatz kommen. Manchen Patienten helfen Entspannungstechniken gegen die Rückenschmerzen. Gerade diese sollten nicht belächelt oder zu wenig wichtig genommen werden. Durch verschiedene Entspannungstechniken kann sehr wirksam positiv Einfluss auf die Muskulatur genommen werden.

Das Potential der konservativen Therapie bei Rückenschmerzen wird grundsätzlich unterschätzt. Diese Ansicht vertritt jedenfalls Dr. med. Jonas Putzhammer, Spezialist für orthomanuelle Medizin und anerkannter Chiropraktiker in München. „Etwa 80 Prozent der Bandscheibenvorfälle können auf diese Weise gut behandelt werden“, betont Putzhammer.

Aus diesem Grund ist die exakte Anamnese und Diagnostik von aller größter Wichtigkeit.

Die Physiotherapie sollte allerdings nicht der einzige Baustein bei der konservativen Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates sein. Es darf durchaus auch Massage, Akupunktur und Homöopathie eingesetzt werden. Eine Beleuchtung des familiären Hintergrundes sowie die Erfragung von psychischen Belastungen im privaten oder beruflichen Bereich sollte ebenfalls Teil der Therapie sein.

Welche Rolle spielt die Stärkung der Muskulatur durch Sport und verschiedene Muskelaufbauprogramme in der konservativen Therapie?

Es sollte aus ärztlicher Sicht dem Breiten- und Gesundheitssport sowie der Einsatz körperlicher Aktivität in der Prävention und Therapie unterschiedlicher Krankheitsbilder des Stütz- und Bewegungsapparates eine steigende Bedeutung beigemessen werden. Es ist inzwischen uneingeschränkt nachgewiesen, dass körperliche Aktivität maßgeblich zum Erhalt und der Wiederherstellung von Lebensqualität sowie der Beseitigung von körperlichen und orthopädischen Problemen in allen Alters- und Leistungsklassen beiträgt. Dennoch ist die Umsetzung dieser Erkenntnisse in Deutschland – trotz wachsender Akzeptanz und der Tatsache, dass viele Deutsche sich bereits sehr um ihre körperliche Fitness bemühen – nicht überall gelungen und sollte weiter vermehrt in den Fokus der Menschen gerückt werden.

Natürlich gibt es auch konservative Behandlungsmethoden in der Orthopädie, die vielleicht noch nicht so bekannt sind, die durchaus aber auch gute Erfolge erzielen.

Hierzu gehören z.B. Lasertherapie, Stoßwellentherapie, Kinesio-Taping, Eigenbluttherapie, Schröpfen, Hyalurontherapie und Traditionelle Chinesische Medizin. Außerdem Schmerztherapie nach Liebscher und Bracht, Cryotherapie, Osteopathie sowie Triggerbehandlung der Wirbelsäule.

Doch was, wenn diese konservativen Methoden nicht funktionieren oder nicht ausreichen, um die Beschwerden zu lindern? Wann und wie wird entschieden, dass nur noch eine Operation die gewünschte Heilung bringen kann?

Hier kann sich zunächst einmal eine ärztliche Zweitmeinung durchaus lohnen. Natürlich aber nur von einem Arzt, der sich genau auf dem benötigten orthopädischen Fachgebiet auskennt. Aber auch hier sollte nicht nur nach Röntgenbild entschieden werden.

Der Leidensdruck des Patienten spielt hier zudem auch eine große Rolle. Wichtig wäre vor allem, von Patient zu Patient zu entscheiden. Hier gilt es zu differenzieren, ob z. B. ein 30-jähriger Beschwerden hat, die konservativen Therapien nicht den gewünschten Effekt hatten, die Operation unumgänglich ist, damit der Patient seinen Beruf als Dachdecker wieder ausüben kann oder ob es sich um eine 80-jährige Rentnerin handelt, die zumindest noch kurze Strecken mit dem Hund gehen können möchte.

Klar ist auch, dass in Deutschland deutlich zu schnell und zu häufig operiert wird. Und dennoch gibt ist Fälle, in denen die Operation am Ende unumgänglich ist. Wann und ob das der Fall ist, entscheidet am Ende der Patient selbst. Auch, für welchen Arzt er sich entscheidet und wieviel Vertrauen er diesem entgegenbringt.

Kommt dann der Zeitpunkt an dem feststellbar ist, dass es nicht ohne Operation geht, ist auch in diesem Fall zu einer fachärztlichen Zweitmeinung zu raten, vor allem, weil es unterschiedliche Operationsmethoden sowie unterschiedlich spezialisierte Fachärzte und Kliniken gibt. Es sollte immer geprüft werden, ob es wirklich der „große“ Eingriff, das künstliche Gelenk sein muss oder es eventuell auch Minimalinvasiv geht, ob die ausgewählte Klinik die richtige und der Facharzt gut gewählt ist.

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