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Ausbildung oder Studium? Die Unterschiede zeigen sich im Alltag

Studium
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Nach dem Abitur steht die Entscheidung: Eine Ausbildung oder ein Studium? Der eine Weg führt direkt in den Beruf, der andere in die Theorie. Aber wie unterscheiden sich die beiden Optionen wirklich – im Tagesablauf, beim Geld, bei der Verantwortung? Hier ein realistischer Vergleich.

Die Zeitstruktur – geregelt oder eigenverantwortlich

Wer eine Ausbildung beginnt, arbeitet in einem Betrieb – meist 35 bis 40 Stunden pro Woche. Außerdem kommt dazu die Berufsschule. Das bedeutet: ein klar strukturierter Alltag, feste Zeiten und Anwesenheitspflicht. Krankmeldungen müssen frühzeitig abgegeben werden, zu spät kommen ist keine Option.

Im Studium gibt es zwar Stundenpläne, aber viele Veranstaltungen sind freiwillig. Manche Vorlesungen fallen aus oder verlagern sich online. Wer Organisation beherrscht, kann sich den Tag flexibel gestalten. Wer das nicht kann, verliert schnell den Anschluss. Niemand, außer man selbst kontrolliert, ob Aufgaben erledigt werden.

Das Einkommen – festes Azubi-Gehalt oder Nebeneinkünfte

Azubis bekommen jeden Monat Gehalt. Wie viel, hängt von der Branche der Ausbildung ab. Beispiele für die Ausbildungsvergütung im ersten Jahr, Stand 2025, sind bei Bankkaufleuten ungefähr 1200 Euro, bei Mechatronikern geschätzt 1050 Euro und beim Friseurhandwerk etwa 650 Euro. Dazu kommen häufig Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld oder Fahrtkostenzuschüsse.

Studierende erhalten kein Gehalt mit der Ausnahme, sie studieren dual bei einem Unternehmen. Sie leben von BaföG, elterlicher Unterstützung oder Nebenjobs. Typische Minijobs in Gastro oder Handel bringen zwischen 12 bis 15 Euro pro Stunde. Der Aufwand: Oft muss abends oder am Wochenende gearbeitet werden.

Versicherungen und Verpflichtungen

Auszubildende gelten sozialversicherungsrechtlich als Arbeitnehmer. Das heißt: Pflichtbeiträge zur Kranken-, Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung. Wer unter 25 ist, muss sich trotzdem selbst versichern. Die Wahl der passenden Azubi Krankenversicherung ist dabei entscheidend, da Leistungen und Kosten stark variieren können.

Studierende können bis 25 kostenlos über die Familienversicherung laufen. Danach kostet die studentische Krankenversicherung rund 120 Euro pro Monat. Auch Pflege- und Rentenversicherungspflicht greifen nicht direkt – außer beim Nebenjob über der Geringfügigkeitsgrenze. Stand 2025 liegt diese Grenze bei 538 Euro pro Monat.

Die Lernform – Praxis oder Theorie

In der Ausbildung ist Lernen direkt mit dem Arbeitsalltag verknüpft. Der Betrieb ist der Hauptlernort. Dort übernehmen Azubis von Anfang an konkrete Aufgaben. Das kann der Kundenkontakt im Einzelhandel sein, die Werkbank im Handwerk oder das Protokollieren in einer Kanzlei. Die Berufsschule ergänzt das Ganze – meist an ein bis zwei Tagen pro Woche oder im Blockunterricht. Dort geht es um Fachtheorie, Wirtschaftskunde, Recht oder Kommunikation. Die Inhalte sind praktisch ausgerichtet und bauen direkt auf dem auf, was im Betrieb passiert. Viele Azubis berichten, dass sie durch die Mischung aus Praxis und Unterricht besser verstehen, wozu das Gelernte gut ist. Wer etwa Mechatroniker wird, schraubt nicht nur – er weiß auch, wie Stromkreise funktionieren.

Im Studium dominiert dagegen die Theorie. Vorlesungen, Seminare und Gruppenarbeiten, selbstständige Literaturrecherche. Wer hier nicht von sich aus den Praxisbezug sucht, bekommt ihn oft lange nicht. Besonders in den ersten Semestern bleibt es abstrakt. Betriebswirte lesen über Marktmodelle, ohne je in einer Firma gewesen zu sein. Psychologen lernen Theorien, bevor sie mit echten Menschen arbeiten. Der Anwendungsbezug kommt, wenn überhaupt, über meist freiwillige Praktika oder Nebenjobs.

Hinzu kommt: In der Ausbildung gibt es verbindliche Lehrpläne, Zwischenprüfungen und klare Lernziele. Im Studium ist das stark von Hochschule, Studiengang und Professor abhängig. Die Inhalte und Anforderungen unterscheiden sich teils erheblich.

Karriere und Work-Life-Balance

Akademische Berufe setzen ein Studium voraus. In anderen Bereichen entscheiden oft Leistung, Auftreten und Erfahrung. Viele Ex-Azubis machen später den Meister, Betriebswirt oder Fachwirt. Diese Abschlüsse liegen auf DQR-Stufe 6, also gleichauf mit dem Bachelor. Mit einer guten Ausbildung und Weiterbildung kann man ebenso Abteilungsleiter oder Geschäftsführer werden.

Azubis haben außerdem während der Ausbildung klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, nach Feierabend ist Schluss. Der Urlaub ist vertraglich geregelt, meist sind es 24 bis 30 Tage. Studierende müssen auch in der Freizeit lernen: Hausarbeiten, Vorbereitung und Literatur. Klausuren sind oft geballt am Semesterende. Viele arbeiten während der Ferien und haben wenig Pause.

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